Taubertal Festival 2015

TAUBERTAL-FESTIVAL 2015

Rothenburg ob der Tauber, 07.08. – 09.08.2015

Freitag, 07.08.2014

impressionen_10_20200829_20423892061995 – 2015. 20 Jahre TTF, 20 Jahre Party auf der Eiswiese. Das muss gefeiert werden – und Volker Hirsch (Veranstalter) hat sich einiges vorgenommen für dieses Jahr. Wir werden sehen, ob er sein Ziel erreicht.

 

Diesmal starte ich das TTF auf anderen Wegen – ich nutze den kostenlosen Shuttleservice um auf das Gelände zu kommen. Gestartet wird am Bahnhof. Los geht’s. Der Busfahrer ist wagemutig und nimmt die engen Kurven mit Schwung, was für den ein oder anderen Höhepunkt auf der Fahrt sorgt. Da die Stimmung im Bus gut ist entscheide ich mich, nicht bereits am Festivalgelände auszusteigen, sondern die komplette Runde mitzufahren und somit auch mal den Campingplatz am Berg zu sehen. Wie ich bald merke – nicht meine klügste Entscheidung. Die Fahrt dauert doch etwas länger und bei gefühlten 50 Grad im Bus ist das eher weniger spaßig.

Während der Fahrt komme ich mit Leuten ins Gespräch, die zum ersten Mal das TTF besuchen und alles mit großen Augen wahrnehmen. Ihr Pech: sie haben nicht mitbekommen, dass sie bereits vor 15 Minuten hätten aussteigen können. Der Halt wurde zwar vom Busfahrer ausgerufen, aber bei der Musik und guten Stimmung im Bus kann das leicht untergehen. Also fahren auch sie die komplette Runde mit. Wieder am Bahnhof angekommen steige ich nochmal kurz aus, um mich im nahen Einkaufszentrum mit Getränken zu versorgen – schließlich soll es ja heute wieder tierisch heiß werden. Eventuell wird sogar die 40 Grad Grenze wieder geknackt.

Danach geht es dann aber wirklich zum Festivalgelände. Ich bemerke, dass es mittlerweile doch mehrere Besucher des Festivals sind, die zum ersten Mal dabei sind und nicht genau wissen, wie sie jetzt zum Festivalgelände oder zum Berg kommen sollen. Hier wäre vielleicht ein Aushang am Bahnhof hilfreich, der zeigt in welchen Abständen die Busse fahren und welche Haltestationen angefahren werden. Auch im Bus an der Windschutzscheibe wäre das sicher hilfreich – dann erkennt man auch auf Anhieb, dass es sich um einen der Shuttlebusse handelt. Ja klar, wer nicht auf den Mund gefallen ist fragt einfach mal den Busfahrer. Und wenn man Glück hat erwischt man sogar einen netten und auskunftsfreudigen, einen der nicht gereizt auf die Frage reagiert: Fahren Sie auch zum Festivalgelände oder nur zum Berg?

Ich habe Glück und erwische einen, der weiß an welchen Haltestellen er hält und auch noch freundlich ist. Und somit heißt es jetzt endlich: auf zur Eiswiese. Ein kleiner Tipp noch an den Umweltbeauftragten: Vom Bus aus habe ich an der Haltestelle oben am Berg keinen Mülleimer gesehen, dafür aber unzählige Pfanddosen. Vielleicht einfach mal ein paar Möglichkeiten zur Müllentsorgung aufstellen, auch oben am Berg kann man das Umweltkonzept ansatzweise umsetzen.

Endlich auf dem Gelände angekommen geht es auch schon gleich los. Django 3000 sind der Opener auf der Hauptbühne.

Die vier Jungs kommen aus dem Chiemgau und präsentieren Pop-Folk in bayrischer Mundart. Na, da fühlt man sich doch gleich wie dahoam. Kamil Mueller (Gesang und Gitarre), Florian R. Starflinger (Geige, Gitarre und Gesang), Michael Unfried Frenzl (Kontrabass und Gesang) sowie Jan-Philipp Wiesmann am Schlagzeug (und Gesang) sorgen mal gleich für ordentlich Stimmung. Die Jungs wissen zu überzeugen und vor der Bühne gibt es schon den ersten Circle Pit des Tages. Wenn ihr Lust habt, hört doch mal in ihr aktuelles Album Bonaparty rein.

 
 

 

Anschließend laufe ich mal über das Gelände und bleibe am Stand von Gauloises im Cafe des Arts stehen. Ein klein wenig fühle ich mich nach Ibiza versetzt: der Stand sieht aus wie eine riesige Strandmuschel, die Sitzplätze sind in blau und weiß gehalten und alles wirkt wie eine kleine Insel inmitten des riesigen Geländes. Richtig gut gemacht. Und wie es sich für einen solchen Ort gehört, treten hier natürlich auch Künstler auf. Heute sind es die Kids Of Adelaide. Das Gitarrenduo (Benjamin Nolle und Severin Specht) aus Stuttgart spielt seit 2010 zusammen. Mit ihrem Indiefolk sind sie genau die richtigen für diesen Platz und wer auf handgemachte Musik - die wunderbar die ruhigen Momente des Tages begleiten kann - steht, sollte sich schon jetzt den Januar 2016 vormerken. Da erscheint ihr neues Album Black Heat And Feather.

Zurück geht es an die Hauptbühne. Nächster Auftritt: The Majority Says. Eine Indie-Pop-Rock-Band aus Schweden. Ich bin gespannt was mich erwartet. Schon öfters habe ich feststellen dürfen, dass skandinavische Bands für die ein oder andere Überraschung sorgen und richtig gute Musik abliefern. The Majority Says (Axel Engstroem am Bass, Jonathan Lennerbrant und Emil Berg an den Gitarren, Mathias Jonasson am Schlagzeug, Timo Krantz - Synthisizer und Percussion – sowie Hanna Antonsson – Gesang) besitzen große Festivalerfahrung und haben schon diverse europäische Festivals musikalisch bereichert. Hanna’s klare Stimme und ruhige Performance transportieren die zum Teil leicht wehmütigen Songs über den Bühnenrand hinaus. Schade nur, dass sich vor der Bühne zu diesem Zeitpunkt nicht viele Besucher aufhalten und so kann auch der Funke nicht wirklich auf das Publikum überspringen.

Nach dem doch sehr ruhigen Auftritt der Schweden zieht es mich zur Sound of Nature Bühne wo ich von weitem schon richtig guten Sound hören kann. Auf der Bühne sind Green Light District aus Finnland – Teilnehmer des Emergenza Contest. Begonnen haben die drei Jungs aus Helsinki als Funkband und sind mittlerweile beim Hip-Hop gelandet. Max Majander (Vocals, Bass, Synthies), Rami Bakieh (Vocals, Drums und Synthies) und Toivo Hellberg (Vocals, Gitarre und Synthies) schaffen es spielend, die Masse (und das meine ich auch so – da ist ordentlich was los vor der Bühne) in ihren Bann zu ziehen. Ich bin begeistert – von der Show aber auch von der Bühnenpräsenz der Jungs.

Nach einer etwas längeren Pause geht es auf der Hauptbühne mit Farin Urlaub Racing Team weiter. Ich bin gespannt ob mich dieser Auftritt überzeugen kann. Um ehrlich zu sein bin ich ein klein wenig voreingenommen, da mir der Auftritt der Ärzte 2013 beim TTF noch in Erinnerung ist – für mich einer der weniger guten Auftritte damals. Farin bezeichnet sein Racing Team ja selbst gerne als ein Orchester voller Dynamit – hoffen wir mal, dass es heute explodiert.

Fakt ist, der Platz vor der Bühne ist voll – richtig voll. Vom ersten Moment an legen Farin und sein Team richtig los. Farin hat das Publikum im Griff – egal ob er eine Laola-Welle mit geschlossenen Augen fordert, ein Meer aus Händen oder das die Meute springt. Es passiert. Und unabhängig vom Song, egal ob Herz Verloren oder Ich Gehöre Nicht Dazu – Textsicherheit ist bei den Besuchern vorhanden. Der Spaß auf der Bühne wird spielend auf die Besucher transportiert und es macht Spaß einfach nur zuzuhören. Leider gehörte German Rock e. V. nicht zu den glücklichen Medien, die seitens des Managements von FURT ausgewählt wurden, um Fotos vom Auftritt zu machen. Wieso, weshalb, warum kann ich Euch leider nicht sagen, aber ich finde es schade – so bleibt Euch ein visueller Eindruck dieser wirklich guten Show (denn das war sie – ohne Frage) leider vorenthalten. Und als Künstler ist ein positiver Konzertbericht, gepaart mit Fotos, ein Bindeglied zwischen Band und Fans.

Um 22 Uhr geht es weiter mit The Offspring – das wird laut. Wer erinnert sich nicht an Pretty Fly (For A White Guy) aus dem Album: Americana von 1998 oder Self Esteem aus dem Album Smash von 1994. Die Jahre sind nicht spurlos an den Herren vorbeigegangen. Sänger Bryan ‚Dexter‘ Holland zählt ja immerhin schon gute 50 Jahre und Gitarrist Kevin ‚Noodles‘ Wasserman 52 Jahre. Aber das tut der Kraft, die von der Bühne rüberschwappt keinen Abbruch. Sie geben von der ersten Minute an Gas und der volle Platz vor der Bühne gröhlt die Refrains mit. Wie meinte eine Kollegin aus dem Fotograben: ‚Ich fühle mich in meine Jugend zurück versetzt‘. Insgesamt ein guter Auftritt - der für eingefleischte Fans sicherlich in Erinnerung bleiben wird.

Um 23:50 dann der Auftritt von Kraftklub. Spielten die Jungs beim letzten Mal noch auf der Sound of Nature Bühne haben sie verdienterweise dieses Jahr den Sprung auf die Hauptbühne als Headliner geschafft. Die Chemnitzer Jungs, die in ihrer Musik Rock mit deutschem Sprechgesang verbinden, ziehen die Masse (ja es ist auf der Eiswiese noch voller geworden) sofort in ihren Bann. Felix Brummer (Leadgesang), Karl Schumann (Rhythmusgitarre und Gesang), Till Brummer am E-Bass, Steffen Israel (Steffen Tidde) an der Leadgitarre und Keyboard sowie Max Marschk am Schlagzeug liefern eine richtig, richtig gute Show inkl. Konfettiregen. Gegen Ende ihres Gigs dann noch ein weiterer Höhepunkt: Mitten zwischen den Fans performen sie auf einer transportablen Bühne und lassen es sich nicht nehmen, sich mit einem perfekten Stage Dive von der Menge feiern zu lassen. RESPEKT Jungs – ein Auftritt der auch mir in Erinnerung bleiben wird!

Fazit Tag eins: Kraftklub definitiv der für mich überzeugenste Auftritt des Tages, gefolgt von Farin Urlaub Racing Team. Die restlichen Auftritte: gemischt und weniger in Erinnerung bleibend. Für das 20. TTF ist also noch für den kompletten Tagesablauf Potential nach oben vorhanden. Bin gespannt auf Tag 2.


Samstag, 08.08.2014

Heiß, heißer, TTF Tag 2.

Dachte ich gestern schon: sch… ist das heiss ist es heute nochmal gefühlte zehn Grad mehr zu Beginn des Festivaltages. Ein Dank geht an die Freiwillige Feuerwehr Rothenburg. Noch vor dem offiziellen Festivalgelände sorgen sie impressionen_26_20200829_1060958516mit Hilfe eines großen Ventilators und (na klar) Wasser für eine Abkühlung. Diese Erfrischung wird von vielen Besuchern nur allzu gerne genutzt.

Auf der Hauptbühne startet der Tag mit Team Me. Eine norwegische Indiepop-Band die mit dem heißen Wetter und dem daraus wahrscheinlich resultierenden fast leeren Platz vor der Bühne kämpfen muss. Ehrlich gesagt: ich höre mir die Band nicht an – ich finde einfach keinen Moment der mich packt. Auch wenn sie in ihrer Heimat den norwegischen Grammy Spellemannprisen in der Kategorie Beste Pop-Gruppe des Jahres für ihr Debütalbum To The Treetops (2011) gewonnen haben.

Und darum heißt es wieder einmal für mich: Abmarsch Richtung Sound of Nature Bühne – hier sorgen gerade die Emergenza Teilnehmer Pravada aus St. Petersburg (Russland) für gute Stimmung. Die vier Jungs haben sich dem Rock verschrieben – und das machen sie gar nicht mal so schlecht. Ich bin gespannt wie es karrieretechnisch für sie weitergeht.

Als nächstes treten The Story So Far auf der kleinen Bühne auf. Da bleibe ich doch gleich mal hier. Die fünf Jungs aus Walnut Creek in Kalifornien sind zum ersten Mal mit ihrem Pop-Punk, Punkrock zu Gast in Deutschland. Und Parker Cannon – Sänger der Band - bedankt sich für den tollen Empfang seitens des Publikums. Die Jungs kommen richtig gut an und wurden nicht zu Unrecht 2013 vom amerikanischen Musikmagazin Alternative Press in die Liste der 100 Bands aufgenommen, die man in diesem Jahr kennen sollte. Zu Beginn ihrer Show wirkten die Jungs noch etwas steif auf der Bühne, aber das legte sich dann zum Glück doch noch J. Anspieltipp aus dem aktuellen Album The Story So Far: How You Are und Nerve.

 

Soundcheck auf der Hauptbühne für Babylon Circus. Das hört sich schon mal richtig gut an. Vom ersten Trompetenton an ist Stimmung – nicht nur auf der Bühne. Der Platz ist gefüllt und die beiden Sänger Manuel und David schaffen etwas, was bei dem diesjährigen TTF zu früher Stunde noch keiner Band gelungen ist: die Zuschauer auf dem Berg und auf der VIP-Tribüne mit einzubeziehen, z. B. zu einer Polonaise J. Die zehn Mann starke Band aus Frankreich bietet einen interessanten Mix aus Folk, Reggae, Ska, Jazz, Dub und Punk. In ihren Texten – teils in ihrer Muttersprache, teils in Englisch (gerne auch mal kombiniert in einem Song) thematisieren sie natürlich L‘Amour, Widerstand gegen das manchmal in Frage zu stellende Zeitgeschehen und den Träumen der Menschheit. Im Kopf geblieben sind mir von diesem Auftritt folgende Songs: Never Stop (gleichzeitig auch der Titel ihres aktuellen Albums), Au Marche Des Illusions, Nina und De La Musique Et Du Bruit. Der 50-minütige Auftritt von Babylon Circus geht leider viel zu schnell vorbei.

Against Me! folgen um 19:10 Uhr auf der Hauptbühne. Wie nicht anders zu erwarten wird es wieder einmal richtig laut. Begonnen hat die Geschichte von Against Me! 1997 mit den Träumen einer Musikerkarriere des 17-jährigen Tom Gabel und seiner Akustikgitarre. Drei Jahre zieht er durch die Gegend und macht Musik – zeitweise unterstützt durch Gastmusiker. Dann ist der Punkt gekommen, an dem er sich die Frage stellt, ob es nicht besser wäre mit einer Band aufzutreten und er schlägt einen neuen Weg ein. Bis zur jetzigen Besetzung mit Laura Jane Grace (Gesang und Gitarre), James Bowman (E-Gitarre), Inge Johansson am Bass und Adam ‚Atom‘ Willard an den Drums ist es ein langer Weg mit wechselnder Besetzung. Vor allem für Tom Gabel. Wer ihn jetzt bei der Nennung der aktuellen Besetzung vermisst hat: Keine Angst er ist noch da. Aber eben als Laura Jane Grace. 2012 spricht Tom Gabel mit dem Rolling Stone Magazine offen über seine Transsexualität und erklärt, dass er sich einer Geschlechtsangleichung unterziehen wird um dann sein Leben als Laura Jane Grace zu führen. Immer noch muss man einem solchen mutigen Schritt großem Respekt zollen – für die Gesellschaft immer noch ein Thema, das leider noch keine wirkliche Toleranz erfährt. Diesen Respekt erntet Laura – von Fachmagazinen, Musikern aber vor allen von Seiten der Fans von Against Me! Im 2014 erschienenen Album Transgender Dysphoria Blues verarbeitet Laura ihre Erfahrungen und schreibt Texte über das Gefühl heute Frau zu sein und gestern als Mann gelebt zu haben und dem schwierigen Akt als Frau in einem männlichen Körper zu existieren. Zum Auftritt bleibt nicht viel zu sagen: Laut, durchgezogenes Programm und fehlende Interaktion mit dem Publikum.

Nach drei Jahren treten Madsen erneut auf dem TTF auf – zum vierten Mal in ihrer Bandgeschichte. Ich freu mich drauf. Und mit mir Tausende von Fans. Und eins Mal gleich vorneweg: Bald erscheint ihr neues Album Kompass – und natürlich spielen sie ein paar der neuen Songs heute Abend. Und wer sie kennt, weiß dass das neue Album gespickt sein wird mit feinsinnigen Texten die das Leben charakterisieren. Kleiner Anspieltipp schon mal: Küss mich. Der Song ist auch die erste Neuvorstellung und wird von der feierwütigen Menge begeistert aufgenommen. Unterstützung erfährt die Band um die drei Brüder Johannes, Sebastian und Sascha Madsen bei Live-Auftritten von Lisa Nicklisch am Keyboard und am Mikro. Wie ich finde eine gute Ergänzung. Mit ihrem Auftritt sorgen Lisa und die Jungs – unerwähnt bleiben darf natürlich auch nicht Niko Maurer am Bass – für eine richtig gute Party am heutigen Tag und das Partyvolk beweist erneut Textsicherheit unter anderem bei Du Schreibst Geschichte und Mein Herz Bleibt Hier.

Nach 70 Minuten ist aber auch dieser Auftritt wieder viel zu schnell vorbei und es heißt warten auf den letzten Künstler des Abends: Marteria. Ich könnte wetten einigen von Euch schießen sofort Zeilen wie ‚Wir bleiben wach bis die Wolken wieder lila sind! Guck da oben steht ein neuer Stern: Kannst du ihn sehen bei unserm Feuerwerk‘ aus Lila Wolken oder ‚Lassen uns auf den Straßen nieder, holen uns unsere Straßen wieder, tätowieren uns ein Tier, das zu uns passt – Bengalischer Tiger‘ durch den Kopf.

Marteria (einige kennen ihn vielleicht noch aus seiner Zeit bei der Jugendmannschaft von Hansa Rostock, als Kadermitglied der U-17 Nationalmannschaft oder aus seiner Modelzeit) hat sich mittlerweile mit ganzem Herzen der Musik verschrieben. Er überzeugt nicht nur durch seine eigenen Musikprojekte sondern auch als Co-Autor, zum Beispiel für Die Toten Hosen bei ihrem Album Ballast Der Republik. Wer sich jetzt fragt Projekte? – hier die Auflösung. Hinter dem Pseudonym Marsimoto steckt ebenfalls Marten Laciny – so sein bürgerlicher Name. Wer es nicht gleich vermutet hat, das könnte daran liegen, dass die Songs von Marsimoto durch die Bank weg gepitcht sind.

Während seines Auftritts kommen beide Künstler-Egos zum Tragen und sorgen somit für eine abwechslungsreiche Show. Egal ob mit Pyro in der Hand bei Bengalischer Tiger, mit den Gesangs- und Showeinlagen der drei Backgroundsängerinnen – unter anderem bei Marteria Girl - Videowand im Background oder im Silberdress mit Maske als Marsimoto. Er feuert ein Feuerwerk der guten Stimmung ab und feiert gemeinsam mit der vollen Eiswiese seinen ersten Auftritt beim TTF. Nicht schlecht Mr. Laciny!

Und somit endet Tag zwei des 20. Taubertal-Festivals.

Mein Fazit für heute: Auch heute hat sich wieder gezeigt, dass dieses Jahr die Stärken auf den abendlichen Gigs liegen – einzige Ausnahme: Babylon Circus. Schade eigentlich, so ab und an ein paar mehr kleine Highlights tagsüber wären nicht verkehrt.

 

Sonntag, 09.08.2014

impressionen_23_20200829_1786833644An Tag drei des diesjährigen TTF erwarten uns Get Dead, die Gewinner des Emergenza Contest, Ferris MC, Dropkick Murphys und die Beatsteaks. Mal schauen, wie sich der Tag so entwickelt.

Da noch ein wenig Zeit ist, bis es auf der Hauptbühne mit Get Dead losgeht, mache ich mich auf den Weg zur Sound of Nature Bühne. Dort stehen zur Zeit To By Four aus den Niederlanden auf der Bühne. Die vier Musiker spielen Rock/Funk – und das geht in die Beine und hebt die Stimmung und mir schießt sofort durch den Kopf, dass es genau die richtige Musik für eine Fahrt mit dem Cabrio ist. Mir persönlich gefällt To By Four – auch wenn ihre Musik schon leicht nach Mainstream klingt und vielleicht deswegen beim Emergenza Contest weniger Chancen hat. Aber wer mal hören will, wie sich die Jungs anhören schaut mal bei www.emergenza.net vorbei und nutzt als Suchbegriff den Bandnamen, da findet ihr die Songs Freedom Ride und Morning Haze und könnt Euch von der Stimme von Toby Hoorn und dem guten Sound der Band mitziehen lassen. Viel Spaß dabei 

Da mich ein wenig der Hunger peinigt, nutze ich die Gelegenheit und probiere mal eine der Leckereien der Fressmeile aus. Ich entscheide mich für den Stand Vegetarix und probiere die Falafeltasche. Extratipp für diejenigen, die es vielleicht auch mal probieren wollen: mischt die Joghurtsoße mit der süß-scharfen Sauce. Aber auch das Handbrot ist lecker. Ebenfalls lecker sollen die Burritos sein – die habe ich dieses Jahr aber nicht probiert. Die Preise liegen in der Regel zwischen 4,50 EUR und 6,- EUR, sind also noch im akzeptablen Bereich.

Endlich geht es los auf der Hauptbühne. Man möge mir verzeihen, aber beim Anblick von Sam King (Leadsänger) fühlte ich mich ein klein wenig an Joe Cocker erinnert. Und das nicht wegen seiner Stimme, sondern eher wegen seiner Gestik und Mimik – nur ein paar Stufen härter. Die fünf Jungs stehen seit 2007 für handgemachten Punkrock. Ihre Songs handeln vom Leben mit seinen Fallschlingen wie missglückten Beziehungen oder dem Thema Alkohol. Aber auch ihre Erfahrungen, die jeder Einzelne von Ihnen auf Reisen macht, fließen in die Songs mit ein. Dabei werden die Texte mal härter unterlegt und ab und an mal als akustischer Song abgemischt. Get Dead letzte CD Bad News ist von 2013 – man darf gespannt sein, wann es eine neue Scheibe gibt.

In der Zwischenzeit ist auch die Abschlusskonferenz für das diesjährige TTF gelaufen und Volker Hirsch (Veranstalter) zeigt sich zufrieden mit dem Ablauf. Obgleich es tierisch heiß ist an allen Tagen verläuft alles friedlich und die Besucher bleiben vernünftig – so Volker Hirsch. Respekt zollt er auch dem größten Pogo des Festivals beim Auftritt von The Offspring und dem ‚allhandsup‘ bei Marsimoto.

Weil das Wetter so extrem heiß war, 40 Grad im Schatten waren zeitweise keine Untertreibung, gab die Feuerwehr am Campingplatz Am Berg Crashkurse im richtig grillen bei ausgetrocknetem Boden. Hier fehlte es dem ein oder anderen Besucher doch an der nötigen Weitsicht – aber dank der Schulungen gab es keine Zwischenfälle. Kurzzeitig waren auch die Duschanlagen auf dem Campingplatz Am Berg außer Gefecht gesetzt – der Wasserdruck reichte nicht für den Weg nach oben aus, da die Bewohner des Städtchens Rothenburg viel Wasser nutzten. Aber auch hier konnte in Kooperation mit der Stadt und den örtlichen Landwirten Abhilfe in Form von Wassertanks geleistet werden – gute Organisation kann ich dazu nur sagen.

Volker Hirsch lässt es sich nicht nehmen, noch einen kleinen Ausblick auf das kommende Jahr zu geben. Da gibt es wieder etwas zu feiern: Sein 20. Jahr als Veranstalter des Taubertal-Festivals. Und auch für dieses Jubiläum plant er etwas Besonderes: Wenn es möglich ist, möchte er bereits am Wochenende vor dem TTF ein Konzert durchführen. Die Infrastruktur steht zu diesem Zeitpunkt bereits – also warum sollte das nicht genutzt werden. Ob er seinen Plan durchführen kann soll sich in der nächsten Zeit herausstellen. Wer an diesem Abend dann auftreten wird – tja auch das werden wir dann noch erfahren.

Um 17 Uhr haben die Gewinner des Emergenza Contest ihren großen Auftritt auf der Bühne. Bevor ich Euch was zu den Gewinnern erzähle hier die vier stärksten Bands: Platz eins kommt aus Japan und nennen sich Ninja Beats, der zweite Platz geht an Green Light District aus Finnland, Frankreich belegt mit Casablanca Drivers Platz drei und der vierte Platz geht nach Russland – an die Jungs von Pravada.

Ninja Beats Sound ist gekennzeichnet von Ukulele (Shin Kimura) und Beatbox (Yuya Goto). Die beiden Jungs kommen aus Tokyo und strahlen von einem Ohr zum anderen über ihren ersten Platz und werden von den Besuchern, die den Weg vor die Bühne schon gefunden haben, gefeiert. Herzlichen Glückwunsch die Herren!

Als nächster Act erwartet uns ein Mann, der schon einiges hinter sich hat und Höhen und Tiefen erlebt hat. Nach 11 Jahren hat er wieder ein neues Album veröffentlicht: Glück Ohne Scherben. Die Rede ist von Sascha Reimann. Wer? Die einen kennen ihn als Ferris MC, andere wiederum als Ferris Hilton. Unter diesem Künstlernamen ist er seit 2008 Mitglied bei Deichkind. Ferris MC liefert HipHop – mitunter mit schnellen, harten Beats. Leider ist der Platz vor der Bühne nicht ganz so voll, wie ich es erwartet habe – das macht aber nichts. Songs wie Flash For Ferris MC oder Im Zeichen Des Freaks werden von den Zuhörern gefeiert.

Als vorletzter Gig für dieses Jahr auf der Hauptbühne treten die Dropkick Murphys aus Boston auf – für Fans von hartem Rock mit einem Hauch von Irland genau das Richtige. Auftritte der Band (Al Barr – Gesang, Ken Casey – Gesang und Bass, James Lynch an der Gitarre, Tim Brennan an Gitarre und Akkordeon, Jeff DaRosa (zuständig für Mandoline, Tin Whistle, Banjo und Akustik Gitarre) sowie Matt Kelly am Schlagzeug) sind in Deutschland eher selten und ich bin gespannt was mich erwartet. Die sechs Jungs beschreiben ihren Sound selber als eine Mischung aus Rock, Hardcore Punk, Punkrock und Irish Folk – und den liefern sie auch ab. Die Show und die Musik haben eine ansteckende Art und die jetzt schon sehr gut gefüllte Eiswiese feiert. Die Band bietet einen großen Bogen ihrer bisherigen Stücke und weiß es, die Menge immer wieder mitzuziehen. Und die Stimme von Al Barr ist richtig, richtig gut. Wer also nicht genug von den Jungs an diesem Wochenende bekommen hat, ab zum CD-Dealer und holt Euch das 2012 erschienene Album Signed And Sealed In Blood falls ihr es noch nicht habt. Oder das Tribute-Album das dieses Jahr im Februar erschien: Famour For Nothing: A Tribute To Dropkick Murphys von Take A Shot Records (die einzige Info hierzu habe ich allerdings nur auf F…B… gefunden beim schnellen suchen). Auf dem Album findet ihr auch einen Track der deutschen Streetpunk-Band Emscherkurve 77. Zusammen mit Al Barr singen sie das Lied Fightstarter Karaoke – auf Deutsch.

Es ist 21:45 Uhr: Zeit um ordentlich Geburtstag zu feiern und das im doppelten Sinne. Als letzter Headliner erwartet das TTF gute alte Bekannte: die Beatsteaks. Auch die Beatsteaks feiern in diesem Jahr ihren 20. Geburtstag und nach einem: Wir sind Beatsteaks und wir lieben dieses Festival von Frontmann Arnim Teutoburg-Weiß geht die Party richtig los. Ohrwurm nach Ohrwurm brasselt auf die Menge nieder und die Eiswiese läuft heiß. Und damit es nicht zu heiß wird für die ersten Reihen feuert Arnim bereits beim dritten Song Wasser auf die springende Menge zur Abkühlung. Auch der Fotograben bekommt was ab ;) Wieder einmal wird deutlich dass die Berliner nicht nur Konzerte für sondern mit den Fans veranstalten. Arnim Teutoburg-Weiß ist mehr auf der kleinen vorgelagerten Bühne vor der ersten Reihe zu finden als auf der großen Hauptbühne, und hat somit immer direkten Kontakt zu den Fans.

Egal ob die Band zum Ehrentag ein Happy Birthday spielt – die Menge singt lautstark mit oder sich klar gegen rechtes Gedankengut ausspricht und dazu aufruft sich am Merch-Stand kein neues Beatsteaks-Shirt zu kaufen und das Geld lieber für Flüchtlinge zu spenden, die Unterstützung benötigen, die Aussagen werden mit lang anhaltendem Applaus unterstützt.

Und weil auch die Beatsteaks was zu feiern haben erscheint am 18. September ihr neues Album 23 Singles. Wer schon mal einen kleinen Vorgeschmack haben möchte: Ab auf die Seite www.beatsteaks.com und schaut euch das offizielle Video zu Ticket an – der neuen Single. Mit den Beatsteaks und einem gewaltigen Feuerwerk an guter Laune endet das TTF 2015. Ein guter Abschluss für das Jubiläum.

Mein Fazit für heute: Mit den Beatsteaks wurde ein runder Festivalabschluss gefunden – sicherlich auch durch die kleine Anekdote das beide auf 20 Jahre ständig wachsendem Erfolg zurückblicken können.

Für alle drei Tage lautet mein Fazit: Es war eine bunte Mischung. Nicht immer meins und mir haben ein paar kleine Highlights tagsüber gefehlt. Schade eigentlich. Bei den abendlichen Gigs war es brechend voll – kein Wunder waren es doch gute Bands die zum Feiern eingeladen haben. Das beste Konzert? Puh, fällt mir schwer. Die abendlichen Headliner waren alle stark und haben jeder auf ihre eigene Art überzeugt. Kraftklub haben ihren ersten Auftritt auf der Hauptbühne mit den Fans gefeiert, Madsen sind nicht zu Unrecht ein gern gesehener Gast im Taubertal, FURT haben ein Gute-Laune-Feuerwerk abgefeuert, Marteria überzeugte mit seinem allerersten Auftritt beim TTF und die Beatsteaks rundeten das Ganze ab. Alles in allem doch ein gut gelungenes Gesamtpaket – auch wenn ich im Vorfeld dachte: Oh Okay, alt bewährtes und viele nationale Künstler an den Abenden. Schauen wir mal…

Ich freue mich jetzt schon auf das nächste Jahr, wenn es vom 11. bis 14. August wieder heißt: Bringen wir die Eiswiese zum Beben!

Sonja Häfner
unterwegs für German Rock e. V.

Und nun viel Spass mit den Bildern von dem Mega Wochenende


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